Die Vorteile einer Wildblumenwiese
Eine Wildblumenwiese nachhaltig anzulegen ist zwar nicht ganz einfach, aber bietet viele Vorteile. Als die Kaninchen noch bei meinen Eltern gelebt haben, habe ich mich viel mit diesem Thema beschäftigt, wie die meisten wissen, füttern wir die Sommerhälfte des Jahres artenreiche Wiese als hauptnahrungsquelle, irgendwie war es eine smarte Vorstellung im Auslauf bei den Kaninchen eine artenreiche Wiesen zu haben. Das geht sicherlich auch bei genügend Platz, bei uns hat das eher weniger funktioniert. Die Kaninchen haben die spezielle Vorlieben die Artenvielfalt sehr eingedämmt und das Einsperren abends war auch eher so semi praktisch, weil man auf 40m² Wiese die zu manchen Zeiten deutlich über 1m hoch war, die Kaninchen gar nicht gefunden hat. Die Kaninchen fanden das super, ich bin mir unsicher ob ich das wirklich empfehlen kann *lach*.
Als die Kaninchen, dann in Innenhaltung gezogen sind, stand recht schnell fest, dass dieser Teil des Gartens nie mehr zu einem richtigen Gartenteil werden würde, also habe ich mich wieder dem Projekt Wildblumenwiese gewidmet. Der wohl größte Vorteil ist, dass eine Wildblumenwiese so gut wie keine Pflege und nur wenig Wasser benötigt. Im Sommer wächst sie recht hoch und schützt den Boden vor dem Austrocknen und im Winter kann sie stehen bleiben und Insekten können in den hohlen Stängeln überwintern.
Über die Jahre entwickelt sich eine wundervolle Artenvielfalt, nicht nur an verschiedenen Pflanzen sondern auch an Insekten, Bienen, Hummeln und Schmetterlingen. Das Schauspiel ist nicht nur wunderschön anzusehen, sondern trägt auch einen wertvollen Teil zum Naturschutz und zu erhalten verschiedenster nützlicher Insektenarten bei. Aus meinem kleinen Projekt ist mittlerweile eine Wiese entstanden, die ca. 30-40 verschiedene Pflanzenarten beheimatet, davon unzählige wilde Kräuter und Heilpflanzen, und von Mai bis August in voller bunter Blüte steht.
Der richtige Standort
Die meisten wilden Pflanzen, die eine schöne Blüte haben, mögen es vor allem sonnig und warm. Als Standort eignet sich als ein Sonniger Platz im Garten. Da ohne entsprechendes Zutun, die Wiese auch problemlos über einen Meter hoch werden kann, macht es aus optischen Gründen Sinn, den Standort etwas windgeschützt zu wählen, da ein Gewitter sonst die Pflanzen um drücken kann und es dann doch nicht mehr ganz so hübsch aussieht. Auch kann ich empfehlen, direkt einen Standort zu wählen, der nicht genutzt wird, Laufwege in der hohen Wiese sehen nicht nur unschön aus, sondern stören auch die Insekten in ihrem Lebensraum.
Wenn man nicht viel Vorarbeit leisten möchte, sollte der Boden schön locker sein und möglichst ungedüngt und karg, hier kann man bspw. etwas Sand untermischen, wenn der Boden zu nähstoffreich ist. Aber auch mit jeglichen anderen Bodentypen ist dies möglich, hier braucht es dann aber entsprechende Vorarbeit.
Boden vorbereiten
Auf dem Bild hier seht ihr die Ausgangssituation unserer Wildblumenwiese, die Kaninchen haben über Jahre dafür gesorgt, dass der Boden quasi einfach tot war. Viele Pflanzen wurden gefressen oder ausgebuddelt und der Boden durch die Köttel massiv überdüngt. Zudem ist der Boden noch sehr lehmhaltig, was ihn sehr fest macht und den Pflanzen kaum eine Chance zum
Wurzel bilden gibt. Sprich hier musste der Boden vorbereitet werden, sonst würde dort nichts aber auch gar nichts wachsen.
Als erstes habe ich den Boden umgegraben, schön mit einer Harke und viel Energie. In den gelockerten Boden habe ich auch Sand eingearbeitet, dass er nicht nach dem nächsten Regen direkt wieder zu einem festen Klumpen verschmilzt.
Gründüngung
Als der Boden aufgearbeitet war, war er fertig zum bepflanzen, da ich natürlich nicht bis in tiefere Schichten umgegraben habe, habe ich mich für eine Gründüngung entschieden, hier geht es darum widerstandsfähige Pflanzen, welche tief wurzeln zu pflanzen, damit diese den Boden auflockern und somit wieder für eine bessere Durchlüftung sorgen. Der Begriff Düngung ist hier etwas irreführend, denn die Düngung des Bodens findet automatisch statt, wenn tiefe Bodenschichten wieder besser durchlüftet werden und somit Nährstoffe auch diese Schichten wieder erreichen können. Übrigens kann der Boden dadurch auch wieder besser Wasser aufnehmen, da es deutlich besser einsickern kann.
Es gibt extra fertige Mischungen dafür (ich habe hier vor allem mit Samen von Kiepenkerl gute Erfahrungen gemacht), allerdings musste ich mit den Kaninchen etwas selbst zusammenstellen, da nicht alle Pflanzen in diesen Mischungen ungiftig sind. Für mich haben sich am besten bewährt: Phacelia (Bienenfreund), Buchweizen, Wickearten, Borretsch, Ölrettich, Gelbsenf (Vorsicht hier den wird man nicht so leicht wieder los) und Luzerne (auch die bleibt für immer). Möchte man lediglich ein Jahr den Boden vorbereiten, sollte die Pflanzen kurz vor der Samenreife gemäht werden und als Mulch auf dem Boden verrotten, nach dem Winter können sie dann eingearbeitet werden.
Ich habe über mehrere Jahre den Boden aufbereiten müssen, weil er doch ziemlich hinüber war und die Kaninchen haben durch ihren Hunger nicht unbedingt immer zur adäquaten Pflanzenentwicklung beigetragen. Ich habe kurz vor dem Winter abgesenst und dann über den Winter verrotten lassen und im Frühjahr eingearbeitet und nachgesäht (für die Kaninchenhalter unter euch, die
Kaninchen habe ich immer 2-4 Wochen nach Aussaat abgesperrt, danach mussten die Pflanzen selbst zusehen wo sie bleiben).
Artenvielfalt
Der Prozess zur Wildblumenwiese war bei uns ein bisschen schleichend, ich habe einige Pflanzen selbst verpflanzt (einfach am Wegrand ausgebuddelt) und immer wieder nachgesäht, so hat sich das nach und nach sehr natürlich entwickelt. Hätte man einen großen Cut gemacht und alles an "Nicht Wildblumen" rausgeworfen, wäre das Ergebnis vermutlich noch schöner geworden, aber mir gefällt es gerade so gut, weil es so natürlich geworden ist. Die Artenvielfalt entwickelt sich jedes Jahr weiter und wir sähen nur noch ab und zu, ein paar schöne Blühpflanzen nach. Schätzungsweise haben wir an die 30-40 verschiedene Pflanzenarten auf der Wiese. Darunter zählen bspw. : Ringelblume, Margerite, Blutampfer, Wiesenkerbel, Wilde Möhre, Pfefferminze, Zitronenmelisse, Klatschmohn, Petersilie, wilder Oregano, mehrere Wicke Arten, Kornblume, Sonnenblumen, Malve, Pimpinelle, Giersch, Wiesenbärenklau, Löwenzahn, einige verschiedene Kleearten, Wegerich, Wegwarte und viele schöne weitere Blüten. Die Wiese ist in der Blütezeit nicht nur ein absoluter Hingucker, sondern auch ein Lebensort für unzählige Insektenarten, Schmetterlinge, Bienen und Hummeln. Auch die Vögel sammeln fleißig Saaten und Nistmaterial und nutzen auch den Jasmin Busch unglaublich gerne als Nistplatz, weil sie dort vor Katzen geschützt sind. Hin und wieder bekommen auch die Kaninchen einen Strauß gepflückt, wobei mein Papa schon sehr dafür sorgt, dass ich dort nicht mehr viel machen darf, denn es soll natürlich sein, Gärtnern wird mir untersagt *lach*. Aber es ist auch gar nicht wirklich notwendig, wenn es wirklich sehr heiß und trocken ist bekommt die Wiese ein wenig Wasser, ansonsten ist sie pflegeleicht, sie braucht theoretisch keinen Rückschnitt (allerdings wird sie dann recht hoch, wer das nicht mag dem empfehle ich kurz vor der Blüte zu kürzen, dann verzögert sich die Blüte einige Wochen aber die Pflanzen schießen nicht so in die Höhe) und versamt sich immer wieder selbst. Bitte bedenken, dass sich auch alles im restlichen Garten versamt, das sollte man in Kauf nehmen müssen, also nicht geeignet für einen englischen Rasen.
Insekten einen Lebensraum bieten
Wer neben dem Anlegen solch einer Wiese unseren heimischen Insekten einen Gefallen tun möchte, der sollte gerade im Sommer für ausreichende Wasserstellen sorgen. Hier sollten Wasserstellen recht flach sein oder die Möglichkeit des Rauskletterns besitzen, dafür kann man mit Stöcken oder Steinen dafür sorgen, dass die Insekten nicht ertrinken. Auch unsere Vogeltränke inkl. dem Vogelbad wird wirklich viel genutzt. Insektenhotels, Nistkästen usw. sind auch immer sinnvoll, hier kann ich euch die Seite des NaBus und den Shop Vivara (die mit dem NaBu kooperieren) ans Herz legen, denn dort sind solche Dinge dann auch wirklich so, dass sie den Tieren keinen Schaden zufügen, denn leider gibt es auch hier einiges zu beachten und viele handelsübliche Produkte, sehen nur schön aus mehr aber auch nicht.
Im Winter lasst ihr die Wiese auch bitte stehen, denn Insekten halten ihre Winterstarre gerne in hohlen Stängeln. Die Vögel ernähren sich auch im Winter gerne von übrigen Saaten und je nach Gartenzugang freuen sich auch bspw. Igel über eine Möglichkeit ihren Winterschlaf dort zu halten, vor allem wenn die Wiese sehr dicht war. Wenn es im Frühjahr warm wird kann man ein bisschen Gärtnern, aber normalerweise vermulcht sich die Wiese selbst und kommt wieder nach.
Unsere Wiese ist so ein kleines Herzstück des Gartens und es gibt kaum etwas schöneres als dabei zuzuschauen, wie sie jedes Jahr aufs neue zum Leben erwacht, nicht nur auf die Pflanzen bezogen, sondern auch auf die vielen tierischen Besucher. Es ist ein kleines perfektes Plätzchen Natur im eigenen Garten.
Falls ihr selbst eine Wildblumenwiese angelegt habt und noch weitere Tipps habt, lasst sie gerne in den Kommentaren stehen.
Bis bald eure Lena!
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